Social Commerce: Likest du nur oder shoppst du auch?
Gastbeitrag von Christian Gees, Director Sales DACH, Zentral- und Osteuropa bei ChannelAdvisor
Haben Sie schon mal ein Produkt gekauft, auf das Sie erstmals im Feed ihres Social Networks gestoßen sind? Ein Kollege von mir hat gerade modische Sneaker von einer italienischen Schuhmanufaktur erworben, auf die er bei Instagram gestoßen war. Und eine andere Kollegin hat für ihre Kinder zu Weihnachten Socken mit lustigen Motiven bestellt, die sie bei Pinterest entdeckt hatte. Social Commerce nennt man dieses Phänomen. Es ist ein mittlerweile dynamisch wachsender Teil des insgesamt zunehmenden E-Commerce.
Rund 91 Milliarden Euro werden 2021 in Deutschland via E-Commerce umgesetzt. Tendenz weiter wachsend. Laut einer aktuellen, bevölkerungsrepräsentativen Umfrage von ChannelAdvisor geben 27 Prozent der Befragten an, auch in Zukunft mehr als sonst im Internet zu kaufen. Und das betrifft nicht nur reguläre Webshops, sondern auch das Einkaufen via sozialen Netzwerken. Für Händler geht es nun darum, diese Chance für Social Commerce zu nutzen und neue Kanäle ins Auge zu fassen.
Wie so oft bei digitalen Entwicklungen hat Deutschland – im internationalen Vergleich – noch jede Menge Potential. Viele Marken und Onlinehändler stehen beim Verkaufen über Social Media erst am Anfang. Aber das Interesse wächst. Das belegen die Ergebnisse der ChannelAdvisor-Umfrage (August 2021), in der das Einkaufsverhalten von über 1.000 Befragten in Deutschland im Alter von 18 bis 65 Jahren erfasst wurde. Insgesamt 42 Prozent der befragten Deutschen, so die Studie, kaufen häufiger online als zuvor. 21 Prozent gehen sogar noch einen Schritt weiter und kaufen Produkte über Social Media. Besonders jüngere Verbraucher (18- bis 35-Jährigen) nutzen soziale Medien zur Produktrecherche und als Inspirationsquelle.
© Channeladvisor 2021
- 53 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben sich auf Instagram über Produkte informiert
- 57 Prozent der 26- bis 35-Jährigen haben sich auf Facebook über Produkte informiert
- 51 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben Produkte, die sie gekauft haben, auf Social-Media-Seiten entdeckt.
Facebook, Instagram und Pinterest ziehen an: Facebook dominiert (noch)
Zweifellos lässt sich mit Social Commerce viel erreichen, aber das bedeutet nicht, dass jede Plattform für jede Marke und jeden Händler gleichermaßen geeignet ist. Die Umfrage im Auftrag von ChannelAdvisor belegt, dass Facebook und Instagram weltweit die beliebtesten Netzwerke für digitale Einkäufe sind. 30 Prozent der Befragten kaufen über Facebook Produkte, 29 Prozent shoppen via Instagram und mit 28 Prozent folgt die Online-Pinnwand Pinterest.
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Social Commerce auf Facebook
Facebook hat rund weltweit 1,59 Milliarden monatlich aktive Nutzer – und bietet Händlern und Marken immer neue Möglichkeiten, Produkte zu bewerben. Vom Facebook Marketplace bis zu einer stetig wachsenden Auswahl verschiedener Werbeformate gibt es etliche Wege, Verbraucher auf Facebook zu adressieren. Allerdings gibt es auf Facebook global auch 7 Millionen aktive Werbetreibende.
E-Commerce-Unternehmen müssen deshalb genau prüfen, welche Social-Commerce Ansätze den bestmöglichen ROI erzielen.
Unserer Erfahrung mit über 2700 Marken und Händlern nach, sind diese Social-Commerce-Maßnahmen auf Facebook besonders effektiv:
Dynamic und Carousel Ads: Diese personalisierbaren Formate sind besonders effektiv, wenn es darum geht, NutzerInnen von Social-Media-Feeds auf Produktseiten zu lotsen. Mit den Dynamic Ads können Marken und Händler ihre Produkte automatisch bei Personen bewerben, die sich bereits früher im Internet daran interessiert gezeigt haben. Dabei besteht sogar die Möglichkeit, die Anzeigen basierend auf der lokalen Verfügbarkeit von Produkten schalten zu lassen. Mit den Carousel Ads können Marken und Händler bis zu zehn Bilder oder Videos mit individuellen Links in einem kompakten Format präsentieren und so eine ganze Kollektion auf ansprechende Weise zeigen.
Facebook Marketplace – Der Facebook Marketplace war zunächst nur ein Ort, an dem Facebook-NutzerInnen untereinander Produkte kaufen und verkaufen konnten. Er ist mittlerweile auch für Marken und Händler interessant geworden. Denn über die Plattform können sie ihren KonsumentInnen ein personalisiertes Shopping-Erlebnis anbieten, indem Produkte entsprechend den Interessen und dem Standort der potentiellen Käuferin angezeigt werden.
Social Commerce auf Instagram
Rund 80 Prozent der Nutzer auf Instagram folgen mindestens einem Unternehmen. Damit ist klar, dass Verbraucher die Plattform auch als Inspirationsquelle beim Shopping nutzen. Stories-Ads, Collection Ads, Dynamic Ads und weitere Formate sind deshalb als Digital-Marketing-Formate bei Marken und Händlern äußerst beliebt, um zahlungswillige Kunden zu erreichen. Im Jahresvergleich (zum 2. Quartal 2020) wuchsen die Werbeausgaben auf Instagram so auch um beeindruckende 177 Prozent. Natürlich ist Werbung aber längst nicht die einzige Option, auf dieser wichtigen Social-Media-Plattform Neukunden zu gewinnen. Instagram zündet gerade die nächste Stufe des Social Commerce – und will mit dem Checkout ein Shopping-Erlebnis schaffen, das es mit Amazon und Google aufnehmen kann:
Instagram Shopping bietet Verkäufern schon länger die Möglichkeit, ihre Bestseller in organischen Posts und Stories zu taggen. Seit 2016 nutzen Anbieter diese Option, um ihren Verbrauchern einen schnelleren Zugriff auf Produktdetails zu verschaffen. Tippt ein User auf eine Markierung, werden ihm detaillierte Produktinformationen, die Verfügbarkeit und der Preis angezeigt. Gefällt ihm das Angebot, gelangt er durch Tippen auf „Jetzt kaufen“ auf eine Produktseite außerhalb von Instagram.
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Checkout on Instagram erleichtert das Einkaufserlebnis nochmal deutlich. Denn mit dieser neuen Funktion können Plattform-User ihre gewünschten Produkte auch direkt auf Instagram kaufen. Die Konsumenten können sich darauf verlassen, dass Instagram den Bestellstatus überprüft und sich auch um Retouren und Support-Anfragen kümmert. Für schnelle Einkäufe in Zukunft werden die Zahlungsdaten DSGVO-konform gespeichert.
Social Commerce auf Pinterest
Die Social-Media-Plattform mit dem stärksten Fokus auf Produkten ist Pinterest: 90 Prozent der 444 Millionen monatlichen User nutzen die App für die Kaufplanung. Millionen Menschen pinnen täglich Rich Pins zu Produkten. Damit ist das Social-Advertising-Format eine der effektivsten Methoden, um bei Konsumenten Kaufabsichten zu wecken und zu verfestigen.
Rich Pins gestatten die Anzeige von Preisen, Lieferbarkeit und Anbietern in Echtzeit. Die Pinterest Search Ads können direkt auf Informationen aus Produktfeeds zugreifen und sie für die Plattform-User entsprechend dem Lagerstand dynamisch anpassen. Und das gilt nicht nur für die bereits gepinnten Produkte, sondern für alle Artikel, die in den Feeds von Marken und Händlern zur Verfügung gestellt werden.
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Lohnt es sich für Retailer jetzt in den Social Commerce einzusteigen?
Ein verstärktes Engagement in den sozialen Netzwerken und Medien hängt stark von der Zielgruppe wie auch der Branche ab. Eine Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) vom März 2021 ergab, dass Fashion-, Beauty- und Elektronik-Artikel, aktuell, die meiste Aufmerksamkeit in Social Media auf sich ziehen. Segmente wie Wohnen und Einrichten, Heim und Garten haben hier, laut der Studie, noch Nachholbedarf. Social Commerce ist aber ganz klar auf dem Vormarsch. Dabei gelten vor allem junge Konsumenten und Konsumentinnen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren als Trendsetter. Millenials und Gen Zs bestimmen nicht nur die Trends auf den Sozialen Kanälen, auch die jeweilige Wichtigkeit der sozialen Medien. Die Studie des IFHs zeigt auch, dass für beide Generationen Facebook an Bedeutung verloren hat, während Instagram, YouTube und TikTok an Relevanz gewonnen haben – daran sollten sich auch Retailer orientieren.
Unternehmen, die Social Commerce jetzt angehen, können sich damit in Deutschland einen Wettbewerbsvorsprung aufbauen. In China und in den USA ist der Social Commerce Markt schon deutlich weiter.
NurSocial Media? Im instant messaging steckt weiteres Potenzial!
Aktuell werden Instant-Messenger-Kanäle noch stärker genutzt als Social Media. Und unter den instant messaging-Anbietern ist WhatsApp der Primus. 81 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren nutzen instant messaging mindestens wöchentlich. Unter den 14 bis 29jährigen sind es sogar 95 Prozent. Mit Hilfe von Whats App for Business lässt sich instant messaging effizient in Kommunikationsstrategien einbauen. Messaging-Apps eignen sich beispielsweise hervorragend dafür, um schnelle Produktinformationen, Fragen und Antworten mit Kunden und Interessenten auszutauschen. Die hohe Akzeptanz von WhatsApp schürt aber gleichzeitig auch hohe Erwartungen, wenn Marken via instant messaging kommunizieren: Die Kunden fordern von den Unternehmen ebenso schnelle Antworten wie von Freunden und Familie. Marken und Händler müssen sich also genau überlegen, ob sie diesen Anspruch erfüllen können und die entsprechenden Ressourcen dafür bereitstellen wollen.
Über den Autor
Christian Gees ist Sales Director, Zentral- und Osteuropa bei ChannelAdvisor, einer führenden Multichannel-Commerce Plattform, die Marken und Händlern dabei hilft, ihre online Performance weltweit zu verbessern. Christian Gees bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Führung europäischer E-Commerce Teams mit, u.a. bei Groupon und VeePee.
Über ChannelAdvisor
ChannelAdvisor (NYSE: ECOM) vernetzt und optimiert mit seiner führenden Multichannel-Commerce-Plattform den Handel weltweit. Seit über zwanzig Jahren entwickelt das Unternehmen innovative Lösungen zur Integration neuer E-Commerce-Vertriebskanäle und für die passgenaue Zielgruppenansprache auf allen Stufen der Consumer Journey. Von der Absatzsteigerung zur effizienten Auftragsabwicklung auf Amazon, eBay, Google, Zalando und Hunderten weiteren Kanälen – ChannelAdvisor hilft, Betriebsabläufe zu optimieren und dank präziser Analysen noch wettbewerbsfähiger zu werden. Nicht ohne Grund vertrauen täglich Tausende Marken und Händler auf die Technologie und die Services von ChannelAdvisor. Weitere Informationen finden Sie unter www.channeladvisor.com.