„Social Media“ Gestern und Heute mit Seitenhieben auf das Establishment
Die soziale Interaktion über moderne Medien hat eine lange Geschichte. Sie beginnt mit den ersten Tauschaktionen von Disketten auf Schulhöfen und findet heute über moderne Social Software als Dialog statt. Genau davon erzählt die Romanserie „Extraleben“
Kein Rauchverbot. Kein Tempolimit. Musik von Platte. Pac-Man in der Spielhalle. Das ist die Welt von Retroland, einem Freizeitpark, in dem die BRD der Achtziger nachgebaut ist. Und genau hier wollen Nick und Kee, zwei angegraute Nerds, einen letzten gemeinsamen Kumpel-Urlaub verbringen. Doch dann geschieht ein Anschlag …
So beginnt „Retroland“, der neueste und vierte Teil der „Extraleben“-Serie.
Alles begann 2008, als der gleichnamige erste Teil erschien und damit zugleich der erste Trailer für ein Buch auf YouTube überhaupt.
Die Geschichte von zwei Nerds, die in ihrem alten Heimcomputer auf ein Geheimnis stoßen,
traf mit Seitenhieben auf das Establishment den Nerv der Gegenwartskultur und entwickelte sich schnell zum Geheimtipp.
Fachmagazine erklärten „Extraleben“ zum „mit Abstand besten Roman zum Thema „Medienkultur“.
Mit den Romanen „Der Bug“ und „Endboss“ sowie eine Hörspielversion mit Starbesetzung
(Synchronstimmen von Johnny Depp, Matt Damon und Anthony Hopkins) setzte Autor Constantin Gillies die Kultserie fort,
die mittlerweile zehntausende von Lesern und Hörern hat.
Die Fans von Nick und Kee, den schrulligen Nerds, erwarten schon sehnsüchtig die Fortsetzung.
In den sozialen Netzwerken wird die Nachricht von „Extraleben 4“ frenetisch gefeiert.
„Schlagartig ist mir Star Wars 7 sowas von egal“, gibt ein Fan auf Twitter zu Protokoll.
„Dieses Jahr zwei Mal Weihnachten!“ jubelt ein Facebook-Nutzer.
Der Neue Teil ist ab dem 17.12.2015 als Buch und ebook überall verfügbar : CSW-Verlag, AMAZON
Ein Auszug:
Ständig schwafelt er davon, wie gut sein „Consulting-Ding“ laufe und wie „total interessant“
die letzte System-Migration wieder gewesen sei, bei der man ihn hinzugezogen habe.
Hab’s verstanden, Alter, du bist voll beschäftigt. Zum Beispiel damit, maximal uncool zu werden!
Ich meine – Schiebetüren? Sitzen wir wirklich in einem Auto mit Schiebetüren?
Schlimmer geht’s ja wohl nicht! So ein französischer Familienbomber,
den nur Lehrer oder Handwerker fahren und wo anscheinend schon in der Fabrik
diese Tigerenten-Sonnenschutzdinger reingeklatscht werden.
Eine Demütigung.
Der Beifahrer hat sich die Sache natürlich schon zurechtgebogen, mit diesem einen Wort,
das mehr Horror verspricht als jedes andere:
„Alter, der ist total praktisch!“
Alles klar. Praktisch. Praktische Klamotten, praktisches Schuhwerk, praktische Frauen.
Das bedeutet nichts anderes als: Sieht scheiße aus, aber du bist zu träge,
dir was Besseres zu suchen.
Kaum eine Liste ist länger als die mit den Sachen, die ach so praktisch sind:
Schlafmaske, Bluetooth-Headset, Bändchen für die Sonnenbrille,
diese Hosenbeinklemmen für Radfahrer, Cabrios mit mehr als zwei Sitzplätzen.
Total superpraktisch alles. Und zugleich der schnellste Weg,
die eigene Restcoolheit zu vernichten.
Praktisch. Praktisch unsichtbar sind wir jedenfalls für Frauen.
Niemals in der Geschichte der Menschheit hat ein attraktives weibliches Wesen ihren
Kopf zur Seite bewegt, um zu checken, wer in so einer Karre am Steuer sitzt.
Sie schießen auf der Überholspur vorbei, den Blick starr nach vorne gerichtet.
Wir sind unsichtbar. Nein – wir sitzen in einem Stealth-Auto!
Dass Nick nicht auf diesen Dreh gekommen ist! Das klingt doch gleich
ziemlich militärisch und damit auf eine diffuse Art gut.
Wir rollen in einem Stealth-Auto in den Sonnenuntergang,
mit Kindersitzbefestigung nach ISO-Norm.
Die Helden für eine Mark sind tief gefallen.
Natürlich alles nur Neid. In echt hat Nick alles richtig gemacht,
das Familiending einzustielen und so.
Es war einfach Zeit. Theoretisch ist selbst mir das klar.
Jeden Morgen beim Aufstehen ist da dieser nagende Gedanke:
Es ist schon Halbzeit durch, wäre es nicht langsam Zeit, in die Puschen zu kommen?
Der Counter zählt ja runter.
Und trotzdem weigert sich der Rest des Menschen, auch nur einen Finger zu rühren.
Ich stehe da, wie mit Sekundenkleber an den Boden geleimt,
während vom Strand her die Tsunamiwelle anrollt, die vom Meteoriteneinschlag
aufgetürmt wurde.
Und warum? Weil noch ein Extraleben bleibt.
Constantin GiIlies, Jahrgang 1970, freier Journalist und Buchautor, schreibt unter anderem für Die Welt, Welt am Sonntag, Computer Zeitung, Financial Times Deutschland, Computer Woche,
Weltwoche (Zürich).